Einweihungsfeier der GS Walldürn
Schlappe 25 Euro oder monströse 100 Millionen? Wie viel Geld wurde eigentlich für die Sanierung der Walldürner Grundschule ausgegeben? Und wer hat’s bezahlt? Der Bürgermeister, die Lehrer oder der Hausmeister? Mussten womöglich Klassenkassen geplündert werden? Als am Freitagabend die Antworten der fröhlich in die Kamera blickenden Grundschüler über die Leinwand der Aula flimmerten, sprang die Freude der Kinder schnell auf die Gäste über. Für die feierliche Einweihung des frisch sanierten Schulgebäudes in der Keimstraße hatten die Schüler kurze Interviews gegeben, die – in einem knapp sieben Minuten langen Video zusammengeschnitten – für einen herrlich heiteren Schlusspunkt unter den Festakt sorgten.
Amüsiert lauschten aktuelle und ehemalige Lehrkräfte und Mitarbeiter, Vertreter der an der Sanierung beteiligten Planer und Firmen, Verantwortliche der Stadtverwaltung, Elternvertreter, Gemeinderäte und die Vertreter der beiden Kirchen sowie weiterer Institutionen den manchmal kuriosen, oftmals verblüffend realistischen und zwischendurch auch rührenden Antworten. Digitale Tafeln, schöne Klassenräume, der Pausenhof, das "Feuerabwehrsystem" und die "tolle Lehrerin" – auf originelle Weise schilderten die Kinder, was ihnen denn am besten an ihrer runderneuerten Schule gefällt. Kurz und knapp, aber absolut treffend, brachte es eine Schülerin auf den Punkt: "Einfach alles!"
"Architektur ist mehr als nur das Gestalten von Räumen"
Kein Wunder, dass auch Rektorin Christina Scheuermann nicht nur von einer gelungenen Sanierung des Gebäudes, sondern von einem neuen Zuhause für die gesamte Schulgemeinschaft sprach. "Sie haben unser Schulhaus in einen Ort verwandelt, an dem sich Schüler, Lehrerinnen und Mitarbeiter jeden Tag wohlfühlen können", hob sie in ihrer Dankesrede einen der vielen Projektbeteiligten besonders heraus: Martin Haas vom Büro Link Architekten (Walldürn), der als verantwortlicher Planer immer ein offenes Ohr für Wünsche und Anliegen gehabt, auch in schwierigen Phasen nie den Überblick verloren und mit viel Liebe zum Detail das gesamte Projekt geprägt habe. Haas habe bewiesen, dass Architektur mehr sei als nur das Gestalten von Räumen. "Dank Ihnen ist unsere Schule nun nicht nur funktional und modern, sondern auch ein Ort, der Wärme und eine einladende Atmosphäre ausstrahlt", lobte Scheuermann. "Es ist Ihnen gelungen, den Geist unserer Schulgemeinschaft einzufangen und ihm ein neues Zuhause zu geben."
Dass der Weg dorthin alles andere als einfach war, stellte Haas in seinem Rückblick auf die Geschichte des Gebäudes und den Verlauf der Sanierungsarbeiten fest. "Die Herausforderungen waren in diesem Umfang nicht erwartbar", lautete sein Fazit. Um den zeitlichen Rahmen des Festakts nicht zu sprengen, konzentrierte sich der Architekt in seiner Rückschau auf den eigentlichen Auslöser der Sanierung: gravierende Mängel beim Brandschutz, erstmals festgestellt im Jahr 2014. Bei der Erarbeitung von Lösungen sei schließlich der Gedanke gereift, die Nutzung des Gebäudes in den Mittelpunkt der Planung zu stellen und die Sanierung ganzheitlich zu denken. Themen wie Frischluftversorgung, Beschattung und Schallschutz, absturzsichere Geländer und Barrierefreiheit oder ausreichend Platz für die Nachmittagsbetreuung seien in die Überlegungen einbezogen worden. Exemplarisch für eine Fülle an bekannten und unvorhersehbaren Aufgaben nannte Haas die an den historischen Originalen orientierte Entwicklung neuer Fenster und den Einbau eines zusätzlichen Treppenhauses als zweiten Fluchtweg. "Ich hoffe, wir haben unsere Ziele erreicht", schloss Haas. "In den nächsten Wochen, Monaten und Jahren werden wir es sehen."
Bürgermeister Meikel Dörr verglich das mehr als 120 Jahre alte Schulgebäude mit einer alten Dame, die in ihrem Leben Augenzeugin großer Momente und Zeitenwenden war. Zwei Weltkriege, Zerstörung, Wiederaufbau und Erweiterung, gesellschaftlicher Aufbruch und Modernisierung: Als ständiger Begleiter im Wandel der Zeit habe sich die Grundschule verändert, ohne ihre Wurzeln zu verlieren. "Ich war selbst Schüler in diesen Räumen. Es waren andere Zeiten, doch die Werte und die Bildung, die wir hier erfahren haben, sind zeitlos und haben uns geprägt", sagte Dörr. In den vergangenen drei Jahren sei das Gebäude einer echten Verjüngungskur unterzogen worden. Gut 7,7 Millionen Euro an Eigenmitteln und 2,3 Millionen Euro aus verschiedenen Förderprogrammen habe die Stadt investiert, um die Bildungseinrichtung auf den neuesten Stand zu bringen.
"Die Grundschule strahlt wie nie zuvor", freute sich der Bürgermeister. Trotz all dieser Erneuerungen habe sie ihre Seele behalten. "Sie ist immer noch die Schule, die uns verbindet, die Geschichten erzählt und den Kindern einen Ort bietet, um zu lernen, zu lachen und zu wachsen." Ein Ort der Inspiration und Entfaltung. Ein Ort der Zugänge zu Wissen und Erfahrungen. Und ein Ort, an dem Kinder Fähigkeiten entwickeln können, die in der Welt von morgen entscheidend sein werden. Der Dank des Bürgermeisters galt deshalb den Planern und Handwerkern, der Schulleitung und dem Lehrerkollegium, der städtischen Verwaltung und schließlich den Eltern.
Dass sich deren Geduld während der Sanierungsphase mehr als ausgezahlt habe, bestätigte Elternbeiratsvorsitzende Christine Folhoffer, bevor das Gebäude offiziell seiner Bestimmung übergeben wurde. Gemeinsam überreichten Martin Haas und Thomas Link einen symbolischen Hefezopf-Schlüssel an Bürgermeister Dörr und Rektorin Scheuermann.
Franziskanerpater Josef Bregula und Pfarrer Karl Kreß segneten 33 Holzkreuze – eines für jeden der 33 Räume im Schulgebäude. Für den passenden musikalischen Rahmen sorgten zwischendurch Amelie Lein (Querflöte) und Achim Klein (Klavier), Andreas Wagner (Violine) und Jutta Pfeil (Klavier) sowie Diana Pass (Gesang) und Bülent Can Bingöl (Klavier) mit einem Streifzug durch die Musikgeschichte.
Info: Wer die Grundschule besichtigen möchte, hat dazu beim "Tag der offenen Tür" am Freitag, 29. November, von 14.30 bis 17.30 Uhr die Möglichkeit.
Text und Bilder von Ralf Scherer